Die reizendste Zeit in Österreich kommt ungefähr vier Wochen vor Weihnachten. In jedem Haus beginnen besondere Vorbereitungen für einen ruhigen und gleichzeitig den wichtigsten Feiertag des Jahres. Voller Symbolen und gleichzeitig sentimentale Traditionen werden von Generation zu Generation weitergegeben und auch in Großstädten zum Leben erweckt. Österreich schätzt seine Weihnachtsgeschichten.
Die erste Geschichte. Über das Ankommen der Magie
In der Adventszeit erscheint der Adventskranz in österreichischen Häusern. Seine Entstehung ist mit einer merkwürdigen Geschichte verbunden. Johann Hinrich Wichern, ein Religionsgelehrter des 19. Jahrhunderts, der den Kindern aus armen Familien unterrichtete, fand heraus, wie er die ungeduldige Kinderfrage beantworten sollte, wann Weihnachten endlich kommen würde.
Um es den Schülern zu erleichtern, die Zeit vor dem Urlaub herunterzuzählen, erstellte Wichern einen Kranz aus dem alten Holzrad und schmückte ihn mit Kerzen. Ursprünglich gab es 28 Kerzen, 24 große und 4 kleine Kerzen. Jeden Morgen wurde im Haus des Theologen eine kleine Kerze angezündet und sonntags wurde die Flamme zur großen Kerze gebracht.
Heute hat der Adventskranz vier Kerzen, die jeden Sonntag vor Weihnachten angezündet werden. Man vermutet, dass die Flamme das Licht symbolisiert, das die Welt zu Weihnachten beleuchtet, der Kreis das ewige Leben darstellt und der Schmuck und die Tannenzweige für die Farbe des Lebens stehen. Übrigens hat auch die Farbe der Kerzen ihre Bedeutung: drei violette und eine rosa Farbe, die am dritten Sonntag in Gaudete verwendet werden (Freut euch!).
Auch unreligiöse Österreicher halten die Tradition der Beleuchtung von Kranzkerzen aufrecht. Daher drückt sich der eigenartige Charakter von Alpenleuten aus, der ruhig und gemächlich ist. Eine besondere Stimmung ist für sie von großer Bedeutung. Ein Monat vor Weihnachten schenken alle Eltern ihren Kindern den Adventskalender. In jedem Fensterchen, das jedem Tag des Feiertags entspricht, wird eine Süßigkeit versteckt.
Die zweite Geschichte. Über den Vollstrecker der Wünsche
Der Hauptzauberer kommt am 24. Dezember, am Heiligabend. Und wenn Sie an den Weihnachtsmann gedacht haben, irren Sie sich ernst. Die Sache ist, dass diese Figur trotz der Bemühungen der Werbebranche in Österreich nicht so beliebt werden konnte. Die Kinder schreiben hier Briefe an Christkindl - das Jesuskind. Und sie lassen auch die Zettel mit ihren Wünschen nicht in den Weihnachtssocken, sondern auf den Fensterbänken. So fühlen sich österreichische Eltern sicher. Sie sind nicht verwirrt in den Erklärungen, warum sich der Weihnachtsmann so unlogisch verhält. Wie kann er alle Kinder der ganzen Welt gleichzeitig besuchen? Und warum gibt es so viele Weihnachtsmänner auf der Straße und welcher von ihnen ist echt?
Christkindl ist das einzige seiner Art, die Menschen verkleiden sich nicht in ihn, und da er selbst ein Wunder ist, ihm kostet nichts, allen Kindern gleichzeitig zu beschenken. Die Familie muss nur das Fenster öffnen und geduldig darauf warten, bis die so lange erwarteten Geschenke unter dem Weihnachtsbaum erscheinen.
Übrigens hat auch der Zeitpunkt des Erscheinens von Geschenken seinen Namen - die Bescherung. Das Weihnachtsglöckchen informiert über ihre Zustellung. Erst dürfen die Kinder das Wohnzimmer betreten und die Geschenke öffnen, nachdem ihre Eltern angekündigt haben, dass das Jesuskind weg ist.
Die dritte Geschichte. Ein bisschen schreckliche
Der schreckliche Krampus taucht auf den Straßen Österreichs auf und macht den Kindern Angst. Diese folkloristische Figur ist seit der Mitte des 17. Jahrhunderts als Antipode des Heiligen Nikolaus bekannt. Der Heilige Nikolaus gibt braven Kindern traditionell Süßigkeiten, erschreckt der furchterregende Krampus alle unartigen Kinder und nimmt sie mit, um sie später zum Abendessen zu essen.
Vom 5. bis 8. Dezember sucht das Fabelwesen in allen Innenhöfen nach Kindern. Der Spaß dauert manchmal drei oder vier Tage mehr, während die Einheimischen die lebhaften Eindrücke des Geschehens genießen. Der Krampuslauf beginnt im ganzen Land. Männer verkleiden sich als Teufel und Monster und rennen durch die Straßen, immer rumpelnd. Die Hauptaufgabe dieser sogenannten "Krampusse" besteht darin, die Bevölkerung in Schrecken zu versetzen (und sie zugleich zu belustigen). Der Nikolaus vertreibt die Monster und beruhigt die erregten Kinder mit Süßigkeiten. Er versichert, dass Krampus niemals zurückkehrt, dass er nichts mehr als ein Märchen ist.